In Vorbereitung auf die Weltstillwoche habe ich intensiv darüber nachgedacht, welches Thema ich ansprechen möchte. Ein Aspekt beschäftigt mich besonders: Eine US-Studie hat den Zusammenhang zwischen der Nutzung von Milchpumpen und der Stilldauer untersucht. Die Studie analysierte Daten von 19.719 Müttern aus vier Bundesstaaten zwischen 2016 und 2021 und fand heraus, dass die Verwendung von Milchpumpen mit einer um 37 % geringeren Wahrscheinlichkeit eines vorzeitigen Stillabbruchs und einer um 21 Wochen längeren durchschnittlichen Stilldauer verbunden war (Quelle: The Journal of Pedeatrics, Stand: 02.10.2024, 16:04 Uhr)
Diese Ergebnisse werfen ein wichtiges Licht auf die aktuelle Stillquote in Deutschland:
- 90 % der Mütter möchten stillen.
- 68 % stillen nach der Geburt ausschließlich.
- Nach zwei Monaten stillen nur noch ca. 57 % der Mütter.
- Nach vier Monaten sind es nur noch 40 %.
(Quelle: BMEL, Stand: 02.10.2024, 16:02).
Diese Zahlen verdeutlichen, dass Stillen kein Selbstläufer ist. Viele Mütter stehen vor Herausforderungen, die es ihnen erschweren, das Stillen fortzusetzen. Ohne ein unterstützendes Umfeld und professionelle Hilfe kann der Weg zum Abstillen sehr schnell beschritten werden – das habe ich aus eigener Erfahrung nur zu gut erfahren.
Wenn wir den Muttermilchpumpen eine unterstützende Rolle auf dem Weg zum (Voll-)Stillen zugestehen – wie es die US-Studie nahelegt – könnten wir in Deutschland die Stilldauer erhöhen und somit mehr Babys länger mit Muttermilch versorgen.
Es ist wichtig zu betonen, dass verschiedene Lebensumstände, wie das Arbeiten der Mutter oder der Besuch einer Kita, nicht zwangsläufig mit dem Abstillen verbunden sein müssen. Auch andere Faktoren, die das kontinuierliche Stillen erschweren, müssen nicht zu einem vorzeitigen Abstillen führen.
Die Unterstützung von sozial benachteiligten Gruppen ist besonders wichtig, da Untersuchungen zeigen, dass Mütter aus einkommensschwachen Haushalten im Vergleich zu Müttern aus besser gestellten Verhältnissen eher zu einer früheren Abstillung neigen. Laut einer Studie der WHO (Weltgesundheitsorganisation) haben Frauen mit niedrigem sozioökonomischen Status häufig weniger Zugang zu Informationen und Unterstützung rund um das Stillen, was zu einer niedrigeren Stillquote führt. Diese Ungleichheit kann sich negativ auf die Gesundheit der Kinder auswirken, da Stillen wichtige Vorteile für die kindliche Entwicklung und das Immunsystem bietet. Ein verbessertes Angebot an Stillberatung und die Förderung von Muttermilchpumpen könnten helfen, diesen Müttern die Unterstützung zu geben, die sie benötigen, um ihre Stillziele zu erreichen.
(Quelle: WHO, 2018. "Breastfeeding and women’s health: A systematic review", Stand: 02.10.2024)
Mein sozialwissenschaftliches Mamaherz schlägt dafür vor, dass zukünftige Forschungen in Deutschland untersuchen, wie eine stärkere Förderung der Nutzung von Milchpumpen und deren Verfügbarkeit, insbesondere für sozial benachteiligte Gruppen, zu einer längeren Stilldauer beitragen kann. Dies könnte helfen, Ungleichheiten in der Stillversorgung zu verringern und mehr Babys mit Muttermilch zu versorgen.
Mein kurzer Text gibt die Komplexität dieses Themas nicht im geringsten wieder. Welchen Schluss ich jedoch trotz der Kürze äußern möchte: Ich wünsche mir, dass Muttermilchpumpen weniger als Lifestyle-Produkt vermarktet werden und stattdessen der Nutzen für das Langzeitstillen stärker in den Fokus rückt wird. Es ist an der Zeit, die Unterstützung für stillende Mütter zu verbessern und ihnen die notwendigen Mittel an die Hand zu geben, um ihre Stillziele zu erreichen.
Wenn es um das Großziehen von Kindern geht, sagt man ja oft, dass es dafür ein ganzes Dorf braucht.
Ich habe einmal ChatGPT gefragt, woher diese Redewendung eigentlich stammt und folgende Antwort erhalten: "Der Ausdruck wird oft als afrikanisches Sprichwort bezeichnet und spiegelt eine gemeinschaftsorientierte Perspektive wider, die in vielen afrikanischen Kulturen verbreitet ist. Diese Perspektive betont, dass die Gemeinschaft und die Familie eine wesentliche Rolle in der Erziehung und Entwicklung eines Kindes spielen."
Damit sollte klar sein, was mit dieser Aussage gemeint ist.
Zu diesem Dorf gehört heutzutage natürlich immer noch die Gemeinschaft und die Familie, aber mittlerweile ist es viel mehr: Die Fremdbetreuung der Kinder in der Kita und in der Schule, der Freundeskreis, Vereine oder Nachbarn. Auch Ärzte und der Arbeitgeber sind irgendwie Teil des Teams.
Grundsätzlich kann man also sagen, dass alle, die bei der sozialen Entwicklung des Kindes eine Rolle spielen, zum Dorf gehören.
Und genau hier setzen meine Gedanken an. Für mich umfasst dieses Dorf, damit wir unsere Kinder gut großziehen können, noch viel mehr Menschen als diese offensichtlichen "Dörfler", denn ich, als Teil dieses Dorfes, als Mutter, kann nur gut "dörflern", wenn ich die Kapazitäten dafür habe - richtig? Das ist doch der Gedanke.
Für mich gehören zu diesem Dorf also definitiv noch folgende Personen und Dienste:
Ohne diese ganzen modernen Dienste wüsste ich gar nicht mehr, wo mir der Kopf steht.
Ich frage mich, wie vorangegangene Generationen, vor allem Mütter, das alles noch analog hinbekommen haben. Stundenlange Warteschleifen am Telefon, mehrmals die Woche einkaufen gehen, sich ständig um neue Klamotten kümmern und dafür in die Stadt gehen.
Ich bin sehr froh, eine Mutter im 21. Jahrhundert zu sein, die in einer Großstadt lebt und das Privileg hat, all diese Dienste in Anspruch nehmen zu können.
"Das moderne Dorf" müsste es mittlerweile wahrscheinlich heißen.
Gleichzeitig bin ich natürlich auch abhängig von diesen Diensten und Dienstleistungen. Ich bin beispielsweise die Tage noch damit auf die Nase gefallen, da ich Windeln im Sparabo beim großen A bestellt habe, damit diese regelmäßig kommen. Tja, taten sie aber nicht. Also musste ich trotzdem los in den Supermarkt um welche zu holen.
Es hat mir aber bereits schon einmal sehr geholfen. Dies kannst du hier nachlesen.
Aber das Wichtigste an der ganzen Dorfsache ist doch, dass man Menschen und/oder Möglichkeiten an seiner Seite hat, die einem das Elternsein erleichtern. Und wird den Eltern geholfen, so hat man auch mehr Zeit für die Kinder, man ist entspannter und kann den Fokus besser auf die Kurzen richtigen, anstatt auf den nächsten Einkauf oder die nächste Fahrt zum Trinkgut.
Mein erstes Kind kam im Herbst 2019 zur Welt. Als es im Winter dann mit der Krabbelgruppe losging, war ich froh über den Austausch mit den anderen Müttern und die Gespräche, die nicht nur in Babysprache geführt wurden. Mein Kopf ist einfach nicht für eine Vollzeitmama gemacht, ich muss auch andere Dinge nur für mich tun.
Tja, doch dann rollte eine Pandemie an. Ab Februar 2020 hörte man von Corona und COVID-19. Was ist denn bitte eine Pandemie? So schlimm kann es ja wohl nicht werden – oh, wie sehr wir uns alle geirrt haben.
Zuerst war man ja noch motiviert, zu Hause zu bleiben, also während des ersten Lockdowns, der ja schon am 16. März 2020 in Kraft trat. Der Mann war jetzt im Homeoffice, und wir konnten immer schön zusammen Mittag essen. Er bekam so auch viel mehr von dem Kleinen mit, ganz ohne Elternzeit. Wir machten also, wie wahrscheinlich der Rest von Deutschland auch, die Küche sauber, sortierten Lebensmittel aus und klatschten fleißig für das medizinische Personal (ich schäme mich mittlerweile so dafür!). Alle waren noch optimistisch, dass es dann im Sommer anders werden würde. Dann starteten auch tatsächlich die ein oder anderen Krabbelgruppen endlich wieder. Wir Mamas freuten uns darüber, zur Gruppe zu laufen und zu quatschen – was anderes ging ja auch nicht. Cafés waren ja für uns mit Baby ein Hotspot, da wollten wir kein Risiko eingehen.
Also liefen wir. Ich lief also einmal in der Woche 12 km – ca. 6 km hin und ca. 6 km zurück, je nachdem, wen wir noch unterwegs abholten oder einsammelten. Das war mein Highlight der Woche.
Dann folgten natürlich wieder weitere Lockdowns, und das mit der Krabbelgruppe erledigte sich ein weiteres Mal.
Was immer blieb, war das ständige Spazierengehen. Ich konnte nichts anderes machen mit dem Kurzen: Wir spazierten immer nach dem Frühstück zum ersten Schläfchen. Ich lief durch den nahegelegenen Wald, und sobald er eingeschlafen war, hörte ich Fest & Flauschig.
Mindestens einmal die Woche ging es dann zu DM, aber auch nur, wenn der Laden nicht so voll war und man genug Abstand halten konnte.
Manchmal fuhr ich mit dem Auto zum See, um ein wenig Abwechslung beim Spaziergang zu haben – alles nur für mich, nicht für den Kleinen, dem war es egal, welche Bäume er sah.
Um mir das Spazierengehen weiter zu verschönern, kaufte ich mir gleich zu Beginn der Pandemie eine Smartwatch, damit ich meine Erfolge wenigstens in Schritten sehen konnte – ich hatte ja nichts anderes.
Ich verbinde durchaus schöne Momente mit dem Spazierengehen, da mein Kurzer und ich wirklich süße Bankmomente hatten. Was bleibt, ist jedoch dieses Gefühl, dass man gar keine andere Möglichkeit hatte, als spazieren zu gehen. Sogar die Spielplätze waren ja zeitweise geschlossen.
Nach und nach, je länger die Pandemie dauerte, desto mehr hasste ich das Spazierengehen. Ja, es brachte mich an die Luft und in Bewegung, aber meine Vorstellung vom ersten Jahr mit meinem Baby hatte ich mir definitiv nicht so vordiktiert vorgestellt.
Ich mag keine Spaziergänge. Null. Für mich ist nie der Weg das Ziel, sondern das Ziel ist das Ziel. Ich brauche einen Grund, warum ich laufe, und kann nicht einfach ziellos durch die Gegend gehen. Dafür hat mein Kopf keine Kapazität, dafür bin ich wirklich nicht ausgelegt.
Das ist auch der Grund, warum Corona das alles noch verschlimmert hat. Noch heute hasse ich es, spazieren zu gehen. Ich gehe weder gerne durch den Wald bei uns um die Ecke, noch zum See. Für mich ist das alles eine Erinnerung an eine Zeit, in der ich als Mutter vollständig isoliert war. Ich hatte anfangs nicht einmal das Homeoffice als Abwechslung. Klar, ich ging ab und an ins Fitnessstudio, aber auch das nur zeitweise – danke Lockdowns. Ich hatte nur mich und mein Baby, und dieser Kosmos, zusammen mit meinem Mann, wurde einfach viel zu schnell viel zu klein.
Gerade der Austausch als neue Mama ist so, so wichtig. Das wurde mir komplett genommen. Ich hatte keinerlei Möglichkeiten, das Mamasein zu genießen und auch mal andere Erfahrungen zu machen.
Spaziergänge sind mittlerweile einfach nur der Innbegriff des Isoliertseins und ich mache es so so ungern. Ja, man war zwar draußen und konnte sich frei bewegen, aber es war aufgezwungen, man hatte keine andere Wahl. Man MUSSTE laufen. Und immer wenn ich etwas MUSS, dann stellt sich mein Kopf eh auf sturr.
Und sagen wir es mal so, auch nach einem Jahr mit Baby wurde es ja nicht besser. Ich war zwar arbeiten, aber im Homeoffice. Zusätzlich kam erschwerent hinzu, dass wir noch über drei Monate den Knirps wieder daheim hatte, da uns das Risiko der Ansteckung in der Kita zu groß war - auch weil die Einrichtung einfach Käse udn fahrlässig handelte. Es war also so, als ich dachte, ein wenig Freiheit durch meine Arbeit und den Kitastart zu bekommen, machte mir Covid mal wieder ein Strich durch die Rechnung. Ich war weiterhin isoliert, nun aber noch mit Arbeit am Hals und ein Kind, das gerade erst eingewöhnt war, war wieder daheim.
Ich weiß, dass es den meisten Menschen so ergangen ist wie mir, und ich bin echt ein geborener Stubenhocker. Aber gerade wenn du das erste Mal Mama geworden bist, bringt dich eine Pandemie völlig aus der Bahn.
Ich lese häufiger, dass man Kinder individuell betrachten muss, dass man sie als eigeneständige Personen wahrnehmen soll. Da bin ich zu 100% dabei und das versuche ich bei meinen Kindern genauso zu halten.
Trotzdem erwische ich mich natürlich das ein oder andere Mal dabei, sie in ihrer Entwicklung zu vergleichen: Noah kann das später, Sophia kann das noch nicht - so was in der Richtung.
Jetzt kommt aber ein ABER: Wenn es beispielsweise um das Thema Beikost geht, dann könnte meine Kinder nicht unterschiedlicher sein. Der eine war mit 7 Monaten schon bei 3 Mahlzeiten, die Kurze interessiert das alles null. Jetzt wird gesagt, ja aber du kannst die beiden ja auch nicht vergleichen. Klar, I get it. Aber dann kommt: Generell wird ja gesagt, dass Kinder bis XY erst voll essen. Was mich daran stört: Mein Kind wird mit X-verschiedenen fremden Kindern verglichen, mit einer Statistik, obwohl ich es ja individuell betrachten soll, kann es dann aber nicht mit dem Geschwister vergleichen, denn das macht man ja nicht.
Worauf ich hinaus will: Ich kann glaube ich eher meine Kinder in solchen Dingen vergleichen, also mit der Statistik, oder? Ich meine, beide wachsen unter den selben Gegebenheiten auf und sehen das selbe Essensverhalten bei ihren Eltern. Da ist es für mich einfach logischer, dass ich da was vergleichen kann, also mit einer Statistik.
Jedes Kind ist individuell, hat mehr oder weniger Interesse an Essen, was hier nur ein Beispiel darstellt, und keines ist gleich, aber vielleicht doch ähnlicher zu einem Geschwister als zum Rest der Welt?
Ich hoffe, dass der Gedanke ein wenig nachvollzogen werden kann - wenn nicht, dann schreibt mir gern wo der Knoten im Kopf ist ;-)
Ein weiteres Beispiel stellt aktuelle das Sitzen von Sophia da. Generell wird ja geraten, dass man Kinder nicht selbstständig hinsetzen soll. Nun ist es so, dass sie wirklich sehr stabil sitzt und die Liegendeposition nicht mehr gut findet. Sie kann sich aber noch nicht selbstständig hinsetzen. Nun hat auch der Kinderarzt gesehen, dass sie super sitzen kann - ohne, dass ich das überhaupt angesprochen habe.
Könnten wir daher einfach aufhören Kinder immer über einen Statistikkamm zu scheren und pauschale Lösungen auf jedes anzuwenden. Ich bin eh ein Verfechter von Eigenverantwortung und finde es wichtig, dass auch Eltern ein Gefühl dafür bekommen, was für ihr Kind richtig ist und was falsch. Ich hatte immer das Gefühl, dass das Sitzen wunderbar stabild ist, die Rückenmuskulatur mega arbeitet und Sophia einfach sehr glücklich in dieser Position ist. Ich habe sie aber vermieden hinzusetzen, da "man das ja so nicht macht". Und ich denke, dass das auch bei vielen der Fall ist, aber nun mal nicht bei allen. Hier könnte man gerne ein wenig individueller werden und die Kinder an sich betrachten und nicht pauschal eine Diagnose stellen.
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