Ich bin Mutter von zwei Kindern und eines davon ernähre ich aktuell via abgepumpter Muttermilch plus (momentan eigentlich gar nicht mehr) PRE-Nahrung. Ich bin verheiratet, lebe somit nicht allein. Das reicht eigentlich als Einordnung meiner persönlichen Lage um alles Weitere zu verstehen.
Meine erste Erfahrung mit dem Abpumpen von Muttermilch machte ich bereits 2019 nach der Geburt von Noah*.
Und ich sag es ganz ehrlich: Ich hab mich so im Stich gelassen gefühlt. Aber was noch schlimmer war: Ich hatte selbst einfach keinen Plan. Ich hatte keinen Plan, was passiert, wenn ich nicht stillen konnte. Was sind denn bitte Stillhütchen? Da gibts verschiedene Größen? Saugverwirrung durch diese Hütchen und Schnuller? Ich kann auch nicht stillen können? Ich kann auch nicht stillen wollen?
Ich kannte natürlich das Füttern mit der Falsche und das man PRE-Nahrung geben wird, wenn meine Milch nicht fließt. Wie eigentlich können nur ca. 5% der Frauen wirklich nicht stillen? (Quelle, Stand 25.05.2024, 21:28) Ja, es gibt ein ganzes Regal voll mit PRE in jeder Drogerie. Aber Muttermilch aus mir abzapfen? Via Pumpe? Via Milchpumpe? Ich hatte keine Ahnung - im Nachhinein hatte ich von recht viel wenig Ahnung.
Ich hatte also keine Ahnung als mir die Hebamme ein paar Stunden nach der Geburt Stillhütchen auf die Brust legte und mein Kind, in meinen Augen als Neu-Mama, sehr ruppig an die Brust drückte. "Sie haben zu flache Brustwarzen, das wird sonst nicht klappen." Aber Noah trank. Er trank auch noch, als er in der ersten Nacht nicht pupsen konnte und eine andere Hebamme kurzerhand einen Schnuller herbrachte. Er trank danach auch immer noch an der Brust die jetzt mit etwas BPA-freiem Was-auch-immer-Material verziert war.
Noah trank auch noch daheim an der Brust für knapp acht Wochen. Es kam aber bereits nach 14 Tagen eine Milchpumpe hinzu - wieso weiß ich gar nicht mehr so genau. Ich glaube, wir wollten unser Baby beide füttern können, also mein Mann und ich. Die Hebamme meinte, das sei kein Problem. Ich pumpte also mit einer Medela Symphony (Stand 25.05.2024, 21:28) auf Rezept via Kinderarzt +/- 110ml am Tag - zwei Sessions, also zwei mal am Tag. Dann nur noch einmal am Tag, dann wieder drei Mal. Ich hab einen Teil für „schlechte Zeiten“ eingefroren. Reichte ja auch erstmal, da ich ja weiterhin gestillt habe.
Doch nach 2,5 Monaten kam auch die Säuglingsnahrung ins Spiel, da sich unser Kleiner nicht mehr so gut mit der Brust füttern ließ. Wir vermuteten, dass die Umwelt einfach zu interessant wurde - an der Brust sah man natürlich nicht so viel. Mit der Falsche wurde ja eh schon von Papa gefüttert. Im Nachhinein würde ich sagen, dass die Stillhütchen, der Schnuller plus die Flasche zu viel des Guten waren. Klassischer Fall von Saugverwirrung?
Man fragt sich natürlich: Wieso kam denn die PRE-Nahrung überhaupt ins Spiel wenn doch schon abgepumpt wurde? Wieso konnte denn nicht mit ausreichend Muttermilch gefüttert werden? Ja, das frage ich mich im Nachgang auch. Mit meinem Wissen, was ich heute habe, kann ich ganz eindeutig sagen: Wir haben wahrscheinlich zu viel Flasche gefüttert, ich habe mich nicht getraut ohne Stillhütchen zu stillen, wir haben uns nicht getraut auf den Schnuller zu verzichten. Wir waren unwissende Neu-Eltern. Und wir kannten das Wort "Saugverwirrung" nicht. Und hinzukam noch, dass ich keinerlei Ahnung hatte wie ich überhaupt richtig Milch abpumpe, wenn ich schon nicht stillen "konnte". Es wäre dann doch mehr als zwei Mal am Tag nötig gewesen - heute: logisch.
Was aber definitiv auch der Fall war: Ich habe keinerlei Hilfe. Ich habe meine Hebamme um Hilfestellungen gebeten, die schließlich auch die Stillberatung im Krankenhaus anbot, wo ich entbunden hatte. Natürlich erhoffte ich mir durch sie Tipps in Sachen stillen, später auch in Sachen MuMi (Muttermilch) abpumpen. Ich erhielt weder in der einen, noch in der anderen Sache Hilfe. Den einzigen Hinweis den ich erhielt war: Anlegen, anlegen anlegen. Das tat ich und mit jedem Anlegen der Brust (inkl. Stillhütchen) wurde ich frustrierter und unsicherer.
Natürlich war ich nicht untätig, mir auf anderem Wege Hilfe zu holen. Ich schrieb beispielsweise Medela via Instagram. Die Hebamme dort halft mir eindeutige mehr als die, die zu mir nach Hause kam. Ich nahm Bockshornklee ein um die Milchmenge zu steigern. Als neue Mama hatte ich natürlich auch wenig Kapazitäten anderweitig an Infos zu kommen, zumal auch eine Pandemie ab 2020 herrschte. Das Internet war daher die schnellste und erste Wahl.
Trotzdem pumpte ich weiter und kämpfte - das ist in meinem Fall wirklich das beste Wort dafür, was ich da durchgemacht habe - um jeden Milliliter. Ich zweifelt an mir und meinem Können als Mutter, an meinem Körper, der ja das eigene Kind nicht ernähren konnte. Bis ich am vermeidlichen Fachpersonal zweifelte, war es schon zu spät - nach sechs Monaten verebbte mein Milchfluss ganz automatisch: Ich hatte nach und nach unbewusst abgestillt.
Hinzu kam, dass Noah bereits mit knapp 5 Monaten mit Beikost angefangen hatte und mit keinen 6 Monaten schon über 100g verputzen konnte - ohne Probleme. Mit knapp 7 Monaten waren es dann am Tag nur noch einmal 200ml Säuglingsnahrung. Milchreserven, die ich eingefroren hatte, waren schnell aufgebraucht. Das machte es für mich persönlich natürlich erträglicher, da ich ja nach knapp sechs Monaten keine eigene Milch mehr zur Verfügung hatte.
Ich hatte weder Ahnung vom Stillen, noch vom MuMi-pumpen. Leider hatte das auch weder meine Hebamme noch waren die Schwestern im Krankenhaus auf dem neusten Stand und praktizierten noch eher Methoden, die in die Jahre gekommen waren. Das es so etwas wie Stillberatungen außerhalb des Krankenhaus gab wusste ich zwar, sah aber auch irgendwann keine Notwenidigkeit mehr dafür, da ja Noah eh nicht an die Brust wollte - unsere Einschätzung. Dies war natürlich im Rückblick betrachtet auch Kokolores.
Nun stelle ich mir natürlich auch die Frage, ob ich weiter gestillt hätte, wenn ich weiterhin ohne Probleme hätte stillen können, wenn ich beispielsweise eine Hebamme an meiner Seite gehabt hätte, die mir das Anlegen gezeigt hätte, die mir Mut gemacht hätte, es auch mal ohne Stillhütchen zu versuchen - ich hatte eh den Eindruck, dass sie sich eher einen schlanken Fuß machen wollte. Ich denke, wenn man mir bei Noah gezeigt hätte, was ich anders und besser hätte machen können, hätte ich weiter gestillt. Hätte man mir erzählt, dass ich vielleicht einmal zur Osteopathie mit meinem Baby gehen könnte, da er vielleicht Probleme an der Brust hat, dann hätte ich sicherlich weitergestillt.
Hätte ... hätte ... es war nicht so.
By the way: Noah gehts prächtig, ihm hat es nie an irgendwas gefehlt, hat immer sehr gut getrunken und gegessen, war nie außerordentlich krank (Kitakeime und Corona olé). Da ich ja acht Wochen stillen konnte und immer noch eine Flasche MuMi am Tag für 6 Monate füttern konnte, hat sich das kämpfen vielleicht doch gelohnt :-)
Liebe Grüße
Vanessa
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